Die Lessingstadt Kamenz
1225 wird Kamenz erstmals in einer Urkunde des Bischofs von Meißen erwähnt. Die Lage an der „Via Regia“ – jene wichtige frühmittelalterliche West-Ost-Handelsverbindung – beeinflusste entscheidend die Entwicklung der Stadt und brachte Reichtum und Unabhängigkeit. Dazu trug auch die Zugehörigkeit zum 1346 gegründeten Oberlausitzer Sechsstädtebund bei. Mit den Städten Bautzen, Löbau, Zittau, Görlitz und Lauban (polnisch Luban) wurde damals ein Schutz- und Trutzbündnis geschaffen, das wirtschaftlich und kulturell zum Aufblühen beitrug.
Heute hat Kamenz rund 16 000 Einwohner. Zusammen mit den Ortsteilen Bernbruch, Deutschbaselitz, Jesau, Lückersdorf-Gelenau, Thonberg, Wiesa und Zschornau-Schiedel erstreckt sich die Stadt über ca. 53 Quadratkilometer.
Historische Altstadt

Der historische Altstadtkern versprüht mit seinen vielen kleinen Gassen einen besonderen Charme. Der denkmalpflegerische Wert besteht darin, dass trotz vier verheerender Stadtbrände der ursprüngliche Stadtgrundriss gewahrt blieb. Reste der Stadtbefestigung sind heute ebenfalls noch zu finden, z. B. der Rote Turm am südlichen Stadteingang. Imposant ist auch das Rathaus im Stile der italienischen Neorenaissance, das am Markplatz mit dem Andreasbrunnen einen Blickfang bildet. Fleischbänke, Malzhaus und Pichschuppen sind weitere Sehenswürdigkeiten.
Lessing – der große Sohn
„Es eifre jeder seiner unbestochnen, von Vorurteilen freien Liebe nach!“ Die berühmte Ringparabel aus „Nathan der Weise“ ist wohl jedem bekannt. Im Lessing-Museum erfahren Sie alles Wichtige aus dem Leben und Wirken des 1729 geborenen Pfarrersjungen Gotthold Ephraim Lessing. Und auch zahlreiche Winkel der Stadt erzählen noch immer von seiner Kindheit in Kamenz. Auf der Zeitreise ins 18. Jahrhundert kann z. B. seine Geburtsstätte im Lessinggässchen, das Taufbecken in der Hauptkirche St. Marien oder die Klosterkirche St. Annen, an der sich die Ratslateinschule des fleißigen Schülers befand, besucht werden.
Sakrale Schätze

Überhaupt sind die Kamenzer Kirchen berühmt für ihre sakralen Schätze. Acht spätgotische Schnitzaltäre aus dem frühen
16. Jahrhundert bilden ein Ensemble, das seinesgleichen sucht. Im neu eingerichteten Sakralmuseum der Klosterkirche
St. Annen, das übrigens mit dem Zisterzienserinnenkloster St. Marienstern in Panschwitz-Kuckau eine
Doppelstation an der „Via Sacra“ bildet, kann man sich davon in einer neuen Ausstellung überzeugen. Auch die Hauptkirche
St. Marien ist sowohl von außen als auch von innen eine Besichtigung wert.
Entdecken, anfassen und ausprobieren sind hingegen die Maxime im Elementarium/Museum der Westlausitz. Die archäologischen,
naturkundlichen und geologischen Präsentationen werden ergänzt durch die kulturhistorische Ausstellung zur Stadtgeschichte
im Malzhaus.
Hutberg und andere botanische Kostbarkeiten
Der Kamenzer „Hutberg“ ist vielen ein Begriff. Jährlich im Mai/Juni pilgern Besucher zu tausenden auf den Hutberg – eine Parkanlage mit vielen wertvollen und seltenen Pflanzen und Gehölzen – um das Meer an blühenden Rhododendren und Azaleen zu bewundern. Mit dem Volkspark, dem Weiße-Garten und weiteren Grünanlagen bilden sie als Gartenkulturpfad das „grüne“ Image von Kamenz, welches als Erbe des Stadtgärtnermeisters Wilhelm Weiße überregional bedeutend ist.
Veranstaltungen
Der Hutberg ist auch unter Musikfans bekannt. Ob Pop, Rock oder Klassik – wahre Klanglawinen tönen jeden Sommer über die Ränge des naturnahen Amphitheaters mit bis zu 10 000 Plätzen. Veranstaltungen – ob Konzerte oder Stadtfeste – werden bei Kamenzern großgeschrieben. Als sehr gute Gastgeber präsentieren sie sich z. B. beim „Forstfest“ (jährlich in der Woche um den 24. August), den „Lessing-Tagen“ (alle zwei bzw. ungeraden Jahre zwischen 22. Januar und 15. Februar), dem „Lausitzer Blütenlauf“ (Anfang Mai), der „Lange Nacht der Kirchen und Museen“ (Anfang Mai), der „Fête de la Musique“ (21. Juni) oder dem Adventspectaculum.
Sorben
„Wutrobnje witajće k nam!“Die Sorben – die slawischen Ureinwohner der Lausitz – heißen Sie „Herzlich Willkommen“ in ihrer Heimat. Kamenz bildet das westliche Tor zu dieser in Deutschland einzigartigen Volksminderheit, die einen außergewöhnlichen und vor allem lebendigen Kulturschatz aus Traditionen und Brauchtum bis heute bewahren konnte. Osterreiten und Verzieren der Ostereier, Maibaumwerfen, Fronleichnamsprozessionen, Vogelhochzeit und vieles mehr blieben über Jahrhunderte bis heute lebendig.
Mehr zur Lessingstadt Kamenz auf www.kamenz.de